Sperre
In Serie hat der C63 ein offenes Differential verbaut (außer Black Series). Dies ist eigentlich unverständlich und führt bei sportlicher Fahrweise zu erheblichen Traktionsproblemen. Ein offenes Differential kann immer nur maximal das zweifache des Drehmoments übertragen, welches am Rad mit dem niedrigeren Gripniveau anliegt. Hat also ein Antriebsrad wenig Grip, kann auch das andere Rad nur noch einmal dasselbe niedrige Drehmoment übertragen. Der Wagen hat also de facto "Einrad-Antrieb".
Bei schneller Kurvenfahrt wird das kurveninnere Antriebsrad stark entlastet, kann weniger Drehmoment übertragen und limitiert damit auch das Drehmoment des äußeren, stärker belasteten Rades, welches noch große Gripreserven hätte.
In Kombination mit hartem Gaseinsatz tendiert das innere Rad auch noch zum Durchdrehen! Wenn das innere Rad durchdreht, kann es aber kaum bis gar kein Drehmoment mehr übertragen und dadurch bricht auch das Drehmoment das äußeren Rades auf das Niveau des durchdrehenden Inneren ein! Nun muss vom Fahrer das Gas entsprechend reduziert werden, bis das durchdrehende Rad wieder ausreichend Grip bekommt und Drehmoment übertragen kann. Erst dann kann wieder konsequent beschleunigt werden.
Neben der beschriebenen sportlichen Kurvenfahrt kann dieser Effekt auch bei sehr unterschiedlicher Fahrbahnbeschaffenheit auftreten. Wenn beispielsweise ein Rad auf einer Eisplatte steht und das andere auf "gutem" Asphalt, hat man mit einem offenen Differenzial Mühe, das Fahrzeug von der Eisplatte zu manövrieren weil jeder Gaßstoß in einem durchdrehenden Rad resultiert, der auch am anderen Rad das Drehmoment und damit den Vortrieb einbrechen lässt.
Sofern ein angetriebenes Rad in der Luft "hängt" (stark verschränkte Serpentinenkurve, Parken auf dem Bordstein, ...), kann es naheliegenderweise kein Drehmoment übertragen und das Fahrzeug kann in der Situation keinen Vortrieb entwickeln.
Wer tiefer ins Thema Sperrdifferentiale eintauchen möchte, dem sei meine Website zum Thema ans Herz gelegt: www.limitedslip.de
Nun aber zu den konkreten Optionen für den C63 AMG. Als aufpreispflichtige Option gibt es ab Werk folgendes:
Drexler Lamellensperre
ca. Preis: EUR 2.150,-
Vom renommierten deutschen Sperrenhersteller Drexler wird die optional als Zubehör angebotene AMG Sperre zugeliefert.
Die Drexler ist konventionell und grundsolide aufgebaut. Sie ist mit vier bzw. sechs Lamellenpaketen ausgerüstet und sperrt im Werkssetup auf Zug (Gas geben) ca. 40% und ist auf Schub (Gas wegnehmen, Bremsen) offen, es ist in dem Moment also keine Sperrwirkung vorhanden. Dazu ist sie mit einer leichten Vorspannung von wenigen Nm versehen.
Im Bild links unten ist auf der rechten Seite ein Druckringsatz vom SLS AMG zum Vergleich. Hier ist auf Zug ca. 45% Sperrgrad und auch auf Schub ein leichter Sperrgrad von etwa 15%. Generell sind Druckringsätze und auch Lamellen in verschiedensten Varianten verfügbar, um die Sperre individuell an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen zu können. Bei Interesse und Bedarf gern bei mir melden.
und optional im Zubehör noch weitere Sperrkörper anderer Anbieter:
OS Giken Traction Control Differential "TCD"
ca. Preis: EUR 3.100,-
Die OS Giken Superlock ist in Japan und Amerika das, was bei uns die Drexler ist. Wer was auf sich hält und das Beste vom Besten will, fährt dort die OS Giken Sperren. In Deutschland und Europa waren sie bis vor Kurzem kaum zu bekommen. Inzwischen gibt es eine Bezugsquelle und bei Bedarf kann ich gern helfen. Die Sperre ist technisch sehr aufwändig und hochwertig ausgeführt. Die Druckringe werden über ein Federpaket negativ vorgespannt. So bleibt die Sperre nicht nur im lastfreien Zustand nahezu offen sondern auch bei leichter Last verhält sie sich ähnlich einem offenen Differenzial. Erst bei hoher Last (starker Gaseinsatz / hartes Anbremsen) fängt sie an zu sperren und sperrt dann, wenn die negative Vorspannung der Druckringe überwunden ist auch sehr extrem. Richtig abgestimmt also eine Top-Sperre für schnelle Rundenzeiten. (Auf den Bildern ist die Sperre in der Variante für den M3 E92 zu sehen)